Impfung gegen Covid-19 und (meine) chronische Migräne

Anfang Mai habe ich mich mit AstraZeneca gegen das Coronavirus impfen lassen. Wie es dazu kam, dass ich ausgerechnet diesen Impfstoff bekommen habe und was es sonst noch zum Thema Impfung und Migräne zu wissen gibt, erfährt man in diesem Beitrag.

Warum ausgerechnet AstraZeneca, der Impfstoff mit dem schlechtesten Image, seit es Covid-19 Impfstoffe gibt?

Das wird man sich vielleicht fragen, wenn man sich meine Krankheitsgeschichte vor Augen führt. Aber es ist nun mal so, dass ich trotz der chronischen Migräne NICHT zu den besonders gefährdeten Menschen gehöre, die in der Impfreihenfolge weiter oben stehen. Ein Gespräch mit meinem Hausarzt im April hatte außerdem ergeben, dass er zu dem Zeitpunkt keine Perspektive sah, übrig gebliebene BioNTech Dosen an Menschen ohne Priorisierung zu verimpfen.

Wie es der Zufall dann manchmal will, verkündete Gesundheitsminister Jens Spahn am 06. Mai, dass die Impfreihenfolge für AstraZeneca ab sofort aufgehoben werde und am nächsten Tag hatte ich zufällig einen Termin bei meinem Hausarzt. Also habe ich meinen Arzt, der mich während meiner gesamten Migränekarriere begleitet hat, gefragt, ob er mich mit AstraZeneca impfen würde oder bedenken habe wegen der aufgetretenen Sinusvenenthrombosen.

Mein Hausarzt ist ungefähr in meinem Alter und selber mit Astra Zeneca geimpft. Da wir uns jetzt nun doch eine Zeit lang kennen, vertraue ich seiner Meinung. Bedenken hatte er dann jedenfalls keine und zufällig war auch noch eine Dosis des Impfstoffs an dem Tag nicht vergeben. Zusätzlich hat er mir auch erklärt, bei welchen Symptomen ich dringend in die Praxis oder ins nächste Krankenhaus gehen müsse. Er hat mir aber auch versichert, dass für den schlechtesten Fall eine früh erkannte Thrombose gut behandelbar wäre. Also habe ich gar nicht lange drüber nachgedacht (was manchmal ja nicht das Schlechteste ist) und bin wenig später zufrieden aus der Praxis marschiert.

Wie sah es mit der Impfreaktion aus?

Mein Hausarzt hatte mich vorgewarnt: Bei Menschen im mittleren Alter, bei denen das Immunsystem quasi auf Volllast läuft, könne man praktisch die Uhr danach stellen, dass es bei AstraZeneca zu einer doch stärkeren Impfreaktion kommt. Da auf meinen Körper ja Verlass ist, fing das Theater dann auch pünktlich etwa 6 Stunden nach der Impfung an.

Als mögliche Impfreaktion werden Schmerzen an der Injektionsstelle (54,2 %), Kopfschmerzen (52,6 %), Müdigkeit (53,1 %), Muskelschmerzen (44,0 %), Gelenkschmerzen (26,4 %), Unwohlsein (44,2 %), Übelkeit (21,9 %), Schüttelfrost (31,9 %) oder Fieber > 38 °C (7,9 %) (Quelle: Schmerzklinik Kiel) angegeben und ich hatte ALLES davon (bis auf Fieber) für ungefähr 24 Stunden. Danach war das schlimmste überstanden.

Ich habe mich dann noch ein paar Tage schlapp gefühlt und an 2 Tagen hat mir der Arm wirklich sehr weh getan. Nach insgesamt 5 Tagen war dann aber wirklich alles überstanden.

Welche Auswirkungen hatte die Impfung auf die chronische Migräne?

Wie bei wahrscheinlich allen Migräniker*innen war auch meine Sorge, dass ich eine schwere Migräneattacke von der Impfung bekommen würde. Diese ist dann jedoch ausgeblieben. Ich hatte zwar starke migräneartige Kopfschmerzen quer über der Stirn, eine mehrtägige und nicht behandelbare Attacke ist jedoch ausgeblieben. Für mich war aber auch klar, dass wenn ein Migräneanfall kommt ich direkt mit Triptanen und Co. dagegen angehen würde. Am Ende habe ich hauptsächlich Novalgin gegen die Muskel- und Gelenkschmerzen und Vomex gegen die Übelkeit genommen.

Was muss grundsätzlich beachtet werden, wenn man als Migräniker*in eine Impfung gegen Covid-19 erhält?

Nach Aussagen der Schmerzklinik Kiel könnte es vor allem bei der Behandlung mit einem CGRP-Antikörper (Aimovig und Co.) zur Migräneprophylaxe zu einer Überlagerung von Nebenwirkungen kommen. Deswegen empfiehlt die Migräneklinik einen möglichst großen Abstand von Impfung und Verabreichung der Prophylaxe einzuhalten. Da die CGRP-Antikörper alle 4 Wochen gespritzt werden, wären das dann 14 Tage.

Der ganze Artikel der Schmerzklinik Kiel ist hier nachzulesen.

Was muss bei einer kurzzeitigen Behandlung mit Kortikoiden wie Cortison z.B. wegen eines Migränestatus und einer Covid-19 Impfung beachtet werden?

Auch bei dieser Frage möchte ich mich auf die Aussagen der Schmerzklinik Kiel beziehen. Diese schreibt dazu, dass die Immunreaktion und damit der Impferfolg bei höheren Dosierungen von Cortison beeinträchtigt werden kann. Deshalb sollte zum Zeitpunkt der Impfung die Dosis der Kortikoide so gering wie möglich sein. Konkret bedeutet das:

  • Impfungen gegen Covid-19 sollten frühestens zwei Wochen, besser vier Wochen nach einer Behandlung mit Kortikoiden erfolgen.
  • Nach der Impfung sollten Kortikoide erst nach 14 Tagen eingesetzt werden.

Der ganze Artikel dazu ist hier nachzulesen.

Mein Fazit: Würde ich mich heute wieder für eine Impfung mit AstraZeneca entscheiden oder lieber auf einen anderen Impfstoff warten?

Da ich meine zweite Impfung erst Ende Juli erhalten werde, kann ich natürlich kein rundum abschließendes Fazit ziehen. Nichtsdestotrotz stehe ich weiterhin hinter der Entscheidung für eine Impfung mit AstraZeneca TROTZ der aufgetretenen starken Impfreaktion.

Ich bin froh damit nicht nur mich (jetzt schon) vor einem schweren Infektionsverlauf schützen zu können, sondern auch die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung auf mein Umfeld zu reduzieren und das nicht erst zum Herbst oder Ende des Jahres hin. Natürlich eröffnet es auch mir nach der vollständigen Impfung mehr Bewegungsspielraum ohne Schnelltests.

Update: Nach der zweiten Impfung

Mittlerweile ist es August und ich habe Anfang des Monats meine zweite Impfung erhalten. Da sich in den letzten 3 Monaten die Impfstoffversorgung in Deutschland massiv verbessert, hatte ich sogar die Möglichkeit für den zweiten Shot zwischen dem Impfstoff von AstraZeneca und dem von BioNTech zu wählen. Ich habe mich für BioNTech entschieden, da man mittlerweile weiß, dass die sogenannte “Kreuzimpfung” den besten Schutz (auch vor der Delta-Variante) liefert.

Die Impfreaktion ist dann zum Glück insgesamt eher milde ausgefallen. Neben einem wirklich sehr schmerzenden Arm war ich vor allem schlapp und habe mich kränklich gefühlt. Das Schwächegefühl zog sich allerdings eine ganze Woche. Und ich hatte Migräne. SEHR VIEL und sehr anhaltende Migräne. Inwiefern Letzteres aber in Zusammenhang mit der Impfung steht ist (wie immer) schwer abzuschätzen. Denn schlechte Phasen, in denen sich eine Migräne an die nächste reiht, habe ich ja leider regelmäßig.

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2 Kommentare bei „Impfung gegen Covid-19 und (meine) chronische Migräne“

  1. Meine 1. Impfung mit astra zeneca
    2. Impfung Biotech
    Nach beiden Impfungen nur muskelschmerzen nach ca. 5 Stunden für 1 Tag.
    5 Tage schmerzte der Arm.

    Keine migräne

    Dein Bericht ist sehr aufschlussreich und ausführlich

    1. Danke dir, dafür ist ja der blog, dass ich etwas ausführlicher schreiben kann 😉
      Es freut mich, dass du beide Impfungen so gut überstanden hast.

      Viele liebe Grüße

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